color runs
Ausgangspunkt der Recherche „color runs" war, sich intensiv mit den Sinnen zu beschäftigen. Aber vorerst keine klaren Zuordnungen zu treffen. In dieser ersten Residenz habe ich zwei Personen in einer offenen Sitzung eingeladen, sich auf dieses Experiment einzulassen. Wie beeinflussen sich Klang und Bewegung gegenseitig? Dort haben wir auf drei Ebenen dieses Prozesses gearbeitet, die mir wichtig sind, nämlich Tanz und Stimme. Bewegung, Stimme und Raum waren die Ebenen, die mir in dieser Phase wichtig waren. Ich untersuchte ihre Anordnung, z.B. Raum und Stimme, Bewegung und Stimme, oder alle drei physisch. Diese dreifache Anordnung stellte sich auch als drei Sinneszustände dar. Die erste Phase bestand für mich darin, mit Bewegung zu experimentieren und die Schritte zu analysieren. Jede Anordnung im Raum durch die Schritte zu sehen und natürlich die Subtilität, wie sie den Raum erobern und verändern. Schritte als Wegweiser zu benutzen. Diese wiederum gliedern den Raum in verschiedene Sinnesräume untereinander. Hinzu kam die Ebene der Stimme. Ich habe die Stimme in ihrer ursprünglichen Form untersucht. Ich habe zuerst mit den Klängen begonnen. Sehr zurückgeworfen in einen kindlichen Moment der Begegnung. Ihr Klang im Raum hat mich interessiert und ob dieser Klang eine Information zurückwirft. Kann diese Information durch die Wand, den Boden oder die Person nebenan beeinflusst werden? Man sollte sich teilweise vorstellen und sich in diese Zustände eintauchen lassen, um sich zu begegnen. Dann kam das Summen, der Klang, und es führte zum Singen. Diese verschiedenen Ebenen der Stimme, von denen einige tonal und repetitiv eingesetzt wurden, um am Ende dieser Offenen Sitzung etwas Melodisches zu schaffen, aber nicht, um es zu erzwingen. Das Schöne war, dass alles sehr natürlich war, als wir die Stimme erforschten. Wie bewege ich die Stimme? Und wie bewegt die Stimme den Raum? Schließlich fügte ich dem Raum auch eine phantasievolle runde Form hinzu. Der Kreis bot sich als grafische Tanzform an, um sich mit Bewegung immer wieder im Kreis zu bewegen und um die Stimme und den Gesang, der ja eine runde Form hat, als Verbindung zu nutzen. Mich hat auch sehr interessiert, wie durch diese kreisförmige Bewegung eine Gemeinschaft entstehen kann, die sich zunächst nur sinnlich trifft und nicht körperlich aufeinander zugeht. Dabei habe ich entdeckt, dass die Art und Weise, wie sich unser Mundraum verändert, auch einen Einfluss auf den Tanzraum hat. Spannend, wie Formen nach innen und außen delegiert werden können. Übungen, die einem bestimmten Organ zugeordnet waren, wie Zunge, Lippen, Kehle, haben wir genutzt, um auch die Strukturen eines Raumes zu verlassen und unser eigenes Arrangement wieder zu schaffen. Dabei habe ich zum Teil gemerkt, dass eine Art Verlust und Verkörperung von Handlung und Bindung im Prozess Auswirkungen auf die Bewegung hatte. Die Bewegung war entweder sehr isoliert und statisch oder sie war frei, agil oder einfach fragil und suchend im Raum, also eher wild und animalisch, nicht so geordnet. So konnte ich für mich selbst feststellen, dass Klang einen starken Einfluss auf unsere Wahrnehmung von Ort und Gemeinschaft hat und sicherlich Beziehungen im Raum untersuchen kann. Sie können dadurch intensiviert oder abgeschwächt werden. Wie geben wir uns ihnen hin?
MEIN INTERESSE UND WIE ES WEITERGEHT
5.–9.4.2022 mit Snorre Elvin und Iris Gravemaker
Werkhalle Wiesenburg Berlin
Fotos: thisismywork.online
Im Laufe des letzten Jahres habe ich also einen Weg gefunden, wie ich zu Fuß in die Choreografie und in die Entwicklung unabhängiger Folgearbeiten eindringen kann, in denen sowohl meine eigene persönliche Stimme als auch die Tradition des Judson-Tanzes zum Tragen kommen.
Das Gehen ist für mich in diesem Prozess ein faszinierender Untersuchungsgegenstand, der sich zwischen Alltäglichkeit und Kunstform bewegt - Gehen und Tanzen. Wie viele Möglichkeiten stecken in einer scheinbar alltäglichen Tätigkeit wie dem Gehen? Wie verändert der Mensch den Raum, in dem er geht? Wie wirken sich die Parameter der Anatomie und Körperlichkeit auf das Gehen aus? Ich bin erstaunt, wie tief wir wahrnehmen können, wenn wir uns auf einfache Dinge beim Gehen konzentrieren. Indem wir intensiv beobachten und Parameter wie Zeit und Raum durchlässig werden lassen, wird das Gehen kontemplativ und die Wahrnehmung schärft sich in Bezug auf Nähe und Distanz, Blickrichtungen, Atmung, Körperhaltung, Dynamik.
Das Ausbrechen aus der Geradlinigkeit des Gehens markiert den Moment, in dem sich die alltägliche Bewegung in Tanz verwandelt. Die Bewegung im Raum, die ihn wie eine Diagonale teilt, umhüllt eine sonst undefinierte Zone mit Phantasie. Was die choreografischen Methoden betrifft, so interessiere ich mich hier für Spontaneität, Improvisation, Collage, Fragmentierung und die Spannung zwischen einzelnen Körpern.
Ich bin sehr glücklich, dass ich mit dem "Pedestrian Walk" meine eigene Methode und einen neuen Ausgangspunkt für die Bewegungsforschung gefunden habe. Als Grundlage für die Entwicklung neuer Arbeiten macht er mich freier in der Entscheidung, wie ich einen Raum, in dem sich Körper bewegen, darstellen möchte. Ich kann dieses Spiel mit Stringenz und Geradlinigkeit in Form von präzisen Spaziergängen nutzen, um eine neue Kunstform zu schaffen, die auch eine neue Art des Gehens ist und das Gehen zu einer neuen Tanzform macht.
STEPS ONLY
tanzhaus NRW, Düsseldorf
Der dreistündige Workshop STEPS ONLY mit der Choreografin Daniela Georgieva ermöglicht eine konzentrierte Auseinandersetzung mit dem Vorgang des Gehens und den eigenen Schritten im Raum. Eine somatische Erfahrung, die auch im Äußeren zu spüren ist. Wie transportiert man die eigenen Schritte in den künstlerischen Vorgang auf der Bühne und wie verändert dies die eigene Haltung im alltäglichen Bewegen? Der Workshop dient der eigenen Erfahrung, aber öffnet auch Räume des Zusammenseins.
Der Workshop stand allen Personen offen, ohne Einschränkung in Bezug auf Praxis, Medium, Ausbildung oder technisches Können.
Stattgefunden im tanzhaus NRW im Rahmen Georgievas zweimonatiger #TakeHeart Residenzförderung "Steps Only"; gefördert durch Fonds Darstellende Künste, mit Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR.
NOW
Konzept und Tanz: Daniela Georgieva
delphi_space Freiburg
Wenn man denselben Weg entlang, derselben Route, mit verschiedenen Personen geht, reproduziert man gleiches Szenario, aber erlebt das Gehen auf seine Andersartigkeit. Der Akt des Gehens gibt für Daniela Georgieva selbst das Tempo vor und so entstehen eigene Choreografien des erlebten Gehens.
Langsamer Bewegungsrhythmus der bis zur Absurdität führt, nutzt sie um detailliert die Physis des Körpers und die Gangart zu erforschen.
Am 20. NOVEMBER 2021 um 20 Uhr wird im Salon des Amateurs der neue Katalog QUIXOTIC ESSENCE OF A BREATH OF MOVEMENT / 1×3 vorgestellt. Der Katalog erscheint im DISTANZ Verlag und wird vom NAK herausgegeben, der Anfang 2021 das gleichnamige Projekt im Kunstverein realisierte. Die Präsentation findet parallel zur diesjährigen Art Cologne statt und wird von einer PERFORMANCE begleitet. Der Katalog ist vor Ort erhältlich und schon bald im NAK sowie vorab auf der Messe.
Drei Performer*innen werden "Gestures" aus der Choreographie "quixotic essence of a breath of movement / 1 x 3" performen. "quixotic essence of a breath of movement / 1 x 3" entfaltet ein Spannungsfeld zwischen choreografierter und alltäglicher Bewegung, zwischen Subjekt und Objekt, Zuschauer*innen und Teilnehmer*innen, das auf produktive Weise Erwartungen und Zuschreibungen unterläuft, um letztlich vor allem die Sensibilität und Selbstreflexion der Betrachter*innen zu aktivieren.
Konzept und Choreografie: Daniela Georgieva
Choreografie und Tanz: Christoph Speit, Fine Simonsen, Mihyun Ko
Sound: Klinkhammer
WALK WITH ME
Museum Ludwig Köln, Juli 2021
with David Kummer
Fotos: Nathan Ishar
WALK WITH ME
Kunststation St. Peter, Köln, Juli 2021
with David Kummer, Fine Simonsen, Mareike Theile, Esther Rosiny-Wieland
Fotos: Nathan Ishar
PROBEN
Neuer Aachener Kunstverein, Januar 2021
with David Kummer, Alexandra Knieps, Clara Marie Müller, Sophia Seiss and Hugo Le Brigand
Fotos: Daniela Georgieva
Drawings: Philip Wiehagen
FRAMES
Quartier am Hafen, Köln, November 2020
Fotos: Daniela Georgieva
GESTURES
makemake productions studio space, Vienna, November 2020
Fotos: Daniela Georgieva
GEHEN – SPRINGEN – BEGEGNEN
Lantz'scher Skulpturenpark, 2020
Fotos: Katja Illner